Ressourceneffizienz in der Lebensmittelverarbeitung – Ende der Fahnenstange ?
Von Markus Hurschler
Wenn man sich Verarbeitungsbetriebe der Nahrungsmittelbranche anschaut, staunt man oft nicht schlecht. Automatisierung, Effizienz, Lean-Management – alles Standard. Nichtsdestotrotz gehen auf Verarbeitungsstufe organische Substanz und Endprodukte verloren, wie die wenigen verfügbaren Abfalldaten zeigen. Sind das Ausreisser, technische Fehler, defekte Kühlgeräte oder die ständig steigenden Marktanforderungen ? Die Liste an möglichen Verlustgründen erscheint endlos und verdient mehr Aufmerksamkeit.
Das Bundesamt für Umwelt schätzt die Verluste von Lebensmitteln in der Industrie auf 950’000 Tonnen jährlich. Darin erfasst sind auch Nebenströme und Koppelprodukte, die in normalen Verarbeitungsprozessen anfallen. So fällt bei der Käseproduktion immer Molke an und in der Getreidemühle wird die Weizenkleie für Weissmehl aussortiert. Zudem ist ein Fünftel der Industrieverluste mit den aktuellen Verarbeitungsmethoden unvermeidbar. Dies lässt aufhorchen, sind doch Lebensmittelverarbeiter heute technisch top gerüstet und bemüht jeden Prozessschritt zu optimieren. Ist das Ende der Fahnenstange also erreicht?
In einem Pilotprojekt in einer KMU Molkerei haben wir mit wenig Aufwand Sparmöglichkeiten von CHF 100’000 jährlich entdeckt – anhand der Analyse der Produktionsdaten wurden Stellschrauben zur Vermeidung von Lebensmittelverlusten sichtbar. Auch konnten Inputs für die Produkteinnovation geschaffen werden. So simpel es klingt, das Projekt lässt vermuten, dass die mangelnde Datenlage in Unternehmen ein grosses Potential schlummert. Die oben genannte Zahl basiert auf wenigen Erhebungen und Hochrechnungen und hilft uns noch nicht weiter – Unternehmen können erst wirklich profitieren, wenn die Datenlage individuell im Detail betrachtet wird.
Noch spannender wird es, wenn man sich die Thematik systemisch anschaut: Verlässt man die Komfortzone des Einzelunternehmens und betrachtet die gesamte Lieferkette, können win-win Partnerschaften, interessante neue Produkte und auch Marketingpotentiale realisiert werden. Ende der Fahnenstange? Wir denken nicht.
Wir wollen es wissen! Als Experte von Reffnet – einem Förderprogramm des BAFU – bringen wir gemeinsam Potentiale ans Licht. Hier geht es zur Case Study.
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